Der Deutsche Motoryachtverband unterstützt ein Projekt des Landesverbands Niedersachsen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Kooperation mit dem Institut für Terristrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Ziel der Kampagne ist es, über den einzigen in deutschen Gewässern dauerhaft beheimateten Wal, den Schweinswal, seine Lebensräume und die Möglichkeiten, die stark gefährdete Population zu schützen, aufzuklären. Motorbootfahrer haben hier die Möglichkeit, durch ihr eigenes Verhalten auf See, aktiv zum Schutz der Tiere und ihrer Lebensräume beizutragen.
DMYV unterstützt Kampagne zum Schutz der Schweinswale
News & AktuellesVerband & SzeneEinziger heimischer Wal in Sicht!
Der Schweinswal, der in Deutschland auf der Roten Liste als stark gefährdete Art eingestuft ist, spiegelt am oberen Ende der Nahrungskette den Gesundheitszustand der Ökosysteme der Nord- und Ostsee wider. Der etwa 160 cm große Kleinwal ist an seiner runden Form, der kurzen Schnauze und den schwarzen Strichen zu erkennen, die von den Mundwinkeln bis zu den Flossen reichen. Er ist in der Ost- und Nordsee beheimatet.
In der Ostsee ist der Schweinswal häufig im Bereich der Flensburger Förde und der angrenzenden Sunde, sowie im kleinen Belt zu sehen. Das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund informiert hierzu auf seiner Website: „Die (...) in der Ostsee (beheimateten Schweinswale) können in zwei Populationen aufteilt werden, in die der Beltsee (westlich von Rügen bis in den Kattegat) und die der zentralen Ostsee (östlich Rügens). Während die Bestandszahlen der Beltsee-Tiere nach aktuellen Nachforschungen unsicher sind und auf einen Rückgang hindeuten, gehören die Tiere der zentralen Ostsee mit ca. 500 Individuen schon zur Liste der vom Aussterben bedrohten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN)
In der Nordsee ist der Schweinswal im Frühjahr nahe der Ostfriesischen Inseln, im Borkum Riffgrund und in der Doggerbank anzutreffen, bevor er im Sommer zum Teil zum Sylter Außenriff wandert, u.a. um sich fortzupflanzen. Im Winter wandert er in die tieferen Gewässer der Nordsee.
Seine Population wird in der gesamten deutschen Nordsee auf ca. 23.000 geschätzt, in der deutschen Nordsee sollen lt. Infos der Deutschen Stiftung Meeresschutz zwischen 13.000 und ca. 27.000 Tiere leben. Der Schweinswal ist aber vor allem aufgrund von Beifang, Plastik- und chemischer Verschmutzung sowie Unterwasserlärm jährlich um etwa 1,8 % rückläufig. Dadurch sinkt die Lebenserwartung auf durchschnittlich weniger als 6 Jahre, obwohl er bis zu 25 Jahre alt werden könnte.
Es ist zu laut für den Schweinswal
Im Wasser breiten sich Schallwellen durchschnittlich 4,5-mal schneller aus als in der Luft, nämlich 1.500 m/s statt 340 m/s, und die Meere sind voll von biologischen Geräuschen. So orientieren sich Schweinswale im Wasser hauptsächlich akustisch. Sie hören in einem weiten Bereich hoher Frequenzen (zwischen 4 und 150 Kilohertz) und erzeugen Ultraschallwellen (130 Kilohertz) zur Echoortung, die es ihnen ermöglicht, sich zu orientieren, Beute aufzuspüren und miteinander zu kommunizieren.
Unter den zahlreichen menschlichen Lärmquellen im Meer, darunter Rammarbeiten beim Bau von Offshore-Windkraftanlagen und Sprengungen von Munitionsaltlasten, dominiert der Schiffsverkehr. Kleine motorisierte Boote und Fähren sind eine der Hauptlärmquellen in den Küstengewässern.
In flachen Küstengewässern können Schweinswale auf Schiffslärm in einer Entfernung von mehr als einem Kilometer reagieren. Bei hohen Lärmpegeln unterbrechen Schweinswale die Nahrungsaufnahme oder stellen sogar die Echoortung ganz ein, so dass sie ihre Beute nicht mehr aufspüren können. Für diese Tiere mit einem geringen Energiereservoir bedeutet die Flucht in leisere Gebiete und die Einstellung der Nahrungsaufnahme einen Energieverlust, der langfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann.
In unmittelbarer Nähe eines Schweinswals kann der Einsatz eines Echolots aufgrund der Frequenz und des Schallpegels dessen Echoortung potenziell maskieren und das Tier seines wichtigsten Sinnes berauben.
Lärmquellen der Schifffahrt – das sollten Sie wissen:
Boote und kleine Schiffe erzeugen mittel- bis hochfrequenten Lärm, der sich in flachen Gewässern über größere Entfernungen ausbreitet als im tieferen Wasser. Zudem liegen die Frequenzen des Lärms im guten Hörbereich der Schweinswale als tieffrequenter Lärm (z. B. von Frachtschiffen) und ist daher eine größere Bedrohung für Schweinswale.
Diese Geräusche stammen vom Propeller, dessen Rotation im Wasser Lärm erzeugt, der durch das Phänomen der Kavitation verstärkt wird: Ab einer bestimmten Geschwindigkeit, die je nach Art des Schiffes oder Bootes unterschiedlich ist, bilden sich am Propeller Dampfblasen, die bei ihrer Auflösung ein lautes Geräusch im mittleren bis hohen Frequenzbereich (bis über 100 Kilohertz!) erzeugen.
Auch der Motor verursacht, unabhängig davon, ob es ein Innen- oder Außenborder ist, Lärm. Die Lautstärke des Schalls hängt u.a. von der Motorleistung und der Geschwindigkeit des Bootes ab. Ebenso beeinflusst das Design des Schiffsrumpfes (Gleiter, Halbgleiter oder Verdränger) die Art und Weise, wie sich der Schall im Wasser ausbreitet.
Echolote zur Bestimmung der Wassertiefe senden dafür eine Folge kurzer Schallwellen mit hoher Lautstärke und hoher Frequenz bis über 200 Kilohertz unterhalb des Bootes aus. Dasselbe gilt für Fischfinder, die von Anglern gerne benutzt werden.
Helfen Sie mit, die Schweinswale zu schützen!
Es ist immer ein schönes Erlebnis und ein Privileg, die kleinen Wale auf See beobachten zu können. Als Bootsfahrer haben Sie die Möglichkeit, mit einfachen Mitteln zum Schutz der Schweinswale beizutragen!
Der Deutsche Motoryachtverband e.V. als Bundesverband für den motorisierten Wassersport unterstützt die Bemühungen zum Schutz der Schweinswale und empfiehlt:
- Um Unterwasserlärm und CO₂-Emissionen zu reduzieren, verringern Sie die Geschwindigkeit Ihres Bootes.
- Vermeiden Sie schnelle Beschleunigungen, die die Meeressäuger überraschen, ohne dass sie die Flucht ergreifen können.
- Meiden Sie besonders im Frühling und Sommer Gebiete mit einer hohen Dichte an Schweinswalen und seien Sie in der Nähe dieser Gebiete und innerhalb von Meeresschutzgebieten besonders vorsichtig und fahren Sie langsam.
- Benutzen Sie das Echolot nur, wenn es navigatorisch wirklich notwendig ist.
- Einige Echolote – z.B. in Kombination mit Multifunktionsdisplays (Kartenplottern u.ä.) – erzeugen u.U. auch noch Schallwellen, wenn die Anzeige nicht eingeschaltet ist. Ziehen Sie dann den Stecker des Gebers des Echolotes aus dem Anzeigegerät heraus.
- Reduzieren Sie die Lärmemissionen Ihres Bootes unter Wasser, indem Sie den Propeller und den Rumpf regelmäßig säubern und warten.
- Sehen Sie einen Schweinswal? Nähern Sie sich ihm nicht, fahren Sie langsam und melden Sie ihn über den BeachExplorer unter www.beachexplorer.org !
Die Sichtungen tragen dazu bei, die Population der Wale und Ihre Verbreitung zu erforschen.
So können auch Sie als umweltbewusster Wassersportler dazu beitragen, die Natur und das Revier, das wir befahren, zu schützen und zu bewahren.
Kontakt
Sie haben Fragen zu Unterwasserlärm oder möchten sich aktiv zum Schutz der Schweinswale beteiligen?
Dann melden Sie sich gerne beim:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Niedersachsen
www.bund-niedersachsen.de
Weitere Infos zum Thema und zu den Verbreitungsgebieten finden Sie auch auf der Infoseite der Deutschen Stiftung Meeresschutz.