Einer der bekanntesten internationalen Gedenk- und Aktionstage, in Berlin mittlerweile sogar zum gesetzlichen Feiertag ernannt, ist der 8. März – der Weltfrauentag. Ein hervorragender Zeitpunkt, um auch im Deutschen Motoryachtverband einmal nachzusehen, wie es um die Frauen im Motorbootsport und im Verband bestellt ist?
Ein Blick in die verschiedenen Gremien, Referate und Landesverbände macht deutlich, dass Frauen einen wichtigen Teil der Verbandsarbeit im DMYV leisten. Dennoch gibt es in den Ehrenämtern durchaus noch Potential für mehr Diversität.
Hält man sich aktuelle Werbeanzeigen der Bootswirtschaft vor Augen, wird dort nach wie vor gerne ein Motiv gewählt, bei dem die Frau eher dekorativ neben dem männlichen Skipper Platz nimmt, der souverän die Yacht durch schöne Reviere lenkt. Frauen am Bootssteuer sind auch im Jahr 2019 hier eher selten vorzufinden.
Dem Klischee Motorbootfahren als Männerdomäne tritt man am besten mit lebenden Gegenbeispielen entgegen. So sind beispielsweise im Landesverband Hessen derzeit vier von sieben Präsidiumspositionen mit Frauen besetzt. Die Präsidentin Christel Lenarz vertritt den Landesverband zudem im Verbandsrat des DMYV und ist aktuell die einzige Präsidentin eines Landesverbandes für Motorbootsport. Sie stellt fest, dass Motorbootsport immer noch sehr stark männlich geprägt ist. Ihrer Meinung nach liegt es auch an den vielen Fachbegriffen und technischen Belangen der Bootswelt, weshalb der Motorbootsport bei Frauen zunächst auf nicht viel Gegenliebe stößt und oft auch abschreckend wirken kann. Sie selbst sei da keine Ausnahme: „Vor der Übernahme meines ersten Ehrenamtes wusste ich weder was eine Lafette, Dalben oder eine Spundwand ist.“
Dennoch sieht sie zunehmend großes Interesse bei Frauen und auch viel Potential für das Ehrenamt. „Auffällig ist allerdings, dass in Workshops oder Seminaren immer mehr Frauen zu sehen sind“ so Christel Lenarz. Auch die zahlreichen Mädchen, die bei Wettbewerben erstklassige Ergebnisse erzielen, bewertet sie sehr positiv und wirbt für mehr Frauen in den Ehrenämtern des Verbandes. „Ehrenamt kann auch Spaß machen, daher würde ich mich sehr freuen, wenn sich mehr Frauen für ein Ehrenamt auf höherer Ebene interessieren. Es ist wichtig, dass jeder dafür offen ist und es den Frauen auch von Seiten des DMYV schmackhaft gemacht wird“ bekräftigt Lenarz. Dabei betont Christel Lenarz, wie groß die Unterstützung der männlichen Kollegen bei jeder Übernahme eines Ehrenamtes in Landesverband und DMYV stets war. Die vielerorts angebotenen Frauenfahrtrainings sieht sie als gute Entwicklung und wünscht sich zudem Seminare für Vorstandsarbeit, die speziell auf Frauen zugeschnitten sind.
Dass Motorbootsport eine Freizeitbeschäftigung für alle ist, zeigt sich besonders beim Nachwuchs im Verband, der Deutschen Motorbootjugend. Der Nationalkader im Jahr 2018 war mit einigen Mädchen besetzt, eine Entwicklung, die seit Jahren in der Jugend des Motorbootsportes anhält, wie Nadine Kössler, die 1. Vorsitzende der DMJ, bestätigt. Sie stellt in ihrem Heimathafen fest, dass immer mehr Frauen am Steuer zu finden sind. „Vielleicht haben die Männer entdeckt, dass es auch schön sein kann sich fahren zu lassen“ bemerkt sie mit einem Augenzwinkern. Oft haben Paare gemeinsam den Führerschein gemacht, doch die Fahrpraxis liegt meistens bei den Männern. Auch Nadine Kössler hält daher die Praxisseminare für Frauen für eine gute Entwicklung.
Im Bereich der Jugendarbeit sollten auch die Vereine gezielt die häufig schüchternen Mädchen ermuntern, sich im Schlauchbootfahren auszuprobieren. „Auch Kooperationen mit Schulklassen, wie z.B. eine Schul-AG in der man speziell für die weiblichen Interessenten einen Nachmittag anbietet, könnten dabei helfen“ so Kössler.
Dass es bei Wettbewerben im Motorbootsport keine Geschlechtertrennung gibt, bewertet sie ebenfalls als absoluten Gewinn für den Sport: „die Mädels wollen in keiner eigenen Klasse fahren und nehmen gerne die Herausforderung gegen das andere Geschlecht an.“ Schaut man auf den gesamten Leistungssport finden sich Rennfahrerinnen in den verschiedenen Klassen. Von den Mädchen in der GT-15 bis zur deutschen Formel 1-Fahrerin Simone Schuft stehen die weiblichen Motorbootsportlerinnen ihre Frau und sind ein gutes Vorbild für den weiblichen sowie den männlichen Motorboot-Nachwuchs.
Damit diese Leidenschaft für den Motorbootsport weiter getragen wird und bei weiblichen wie männlichen Wassersportbegeisterten gleichermaßen fruchtet, bedarf es weiter viel Engagement von der Jugendgruppe im Verein bist zum Ehrenamt im DMYV, um Frauen für das Steuerrad zu gewinnen. Skippertrainings, Seminare oder Verbandsforen für Frauen können hierbei ein erster wichtiger Schritt sein. Denn, wie Nadine Kössler betont, gilt ein Prinzip ungebrochen für beide Geschlechter: „wer einmal mitgefahren ist, will immer wieder aufs Wasser.“