Sind eFuels die Zukunft eines klimaneutralen Bootssports?

eFuels als Zukunft des Bootssports? Foto: Lühmann-Gruppe

Der Deutsche Motoryachtverband bekennt sich schon lange zum Umwelt-, Natur- und Klimaschutz und hat dies auch in seinen Verbandsleitlinien festgeschrieben. In den Bereichen Umwelt- und Naturschutz sind Aktivitäten und Vorgehensweisen der einzelnen Skipper und Vereine bereits zum Alltag geworden. Beim Klimaschutz stehen derzeit aber noch größere Fragezeichen im Raum, wie die Sportbootfahrer*innen ihren Beitrag dazu leisten können.

Die Elektromobilität ist auch auf dem Wasser im Gespräch, aber die Vorstellung, sein Boot umrüsten zu müssen, macht manchem Skipper große Sorgen. Hohe Kosten, die technische Realisierbarkeit und die Frage der Wirtschaftlichkeit bei der Umrüstung von Sportbooten auf Elektroantriebe sind dabei die größten Fragezeichen. Alternative, nicht-fossile Brennstoffe – so genannte eFuels – könnten eine umweltfreundliche und sinnvolle Alternative für die Skipper sein.  

Ein Förderer und ausgewiesener Spezialist auf diesem Gebiet ist Dr. Lorenz Kiene. Er ist Geschäftsführer der Lühmann-Gruppe, Vorstandsmitglied des UNITI Bundesverbandes mittelständischer Mineralölunternehmen und hat gemeinsam mit über 25 weiteren mittelständischen Unternehmen im Herbst 2021 das eFuels Forum gegründet, in dessen Rahmen das Thema in Partnerschaft digital sowie durch Messeauftritte und Vorträge nach vorne getragen wird.

Dem DMYV hat er einige Fragen rund um das Thema eFuels im Bootssport beantwortet:

Als Einstieg erstmal die grundlegenden Fragen: Was sind eFuels? Und wie entstehen eFuels?
eFuels, also electricity-based fuels, sind flüssige synthetische Kraft- und Brennstoffe, die mittels grünen Stroms aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid hergestellt werden. Zunächst wird dazu per Elektrolyse Wasser in Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H) gespalten. Der Wasserstoff wird im zweiten Schritt mit Kohlendioxid (CO2) aus der Umgebungsluft verbunden.

Welche Klima- und Umweltschutzvorteile haben eFuels gegenüber heutigen Diesel- oder Benzinkraftstoffen?
Damit eFuels klimaneutral sind, muss die eingesetzte Elektrizität aus erneuerbaren Quellen stammen und das CO2 der Luft entnommen werden. Bei der Nutzung von eFuels wird dann nur so viel CO2 freigesetzt, wie zuvor bei ihrer Produktion der Atmosphäre entzogen wurde. Es entsteht sozusagen ein Kreislauf. Deshalb gelten sie im Gegensatz zu fossilem Benzin und Diesel als CO2-neutral.

Worin sehen Sie den Vorteil von eFuels gegenüber dem Elektroantrieb?
Ein Hauptargument für eFuels ist, dass die vorhandene Infrastruktur, also Tanklager, Tankwagen und Tankstellen, einfach weiter genutzt werden können. Wir müssen nicht erst aufwendig und kostspielig eine neue Ladeinfrastruktur aufbauen. Außerdem können wir eFuels überall da tanken, wo bisher Diesel oder Benzin zum Einsatz kamen. Wir können also CO2-neutral unterwegs sein, ohne den Bestand auszutauschen, der eigentlich noch voll einsatzfähig ist und auch für alle Fahrzeuge und Schiffe der Zukunft nutzen.

Speziell für die Sportbootfahrer die Frage: Ist angedacht, eFuels auch am Wasser anzubieten?
Ja. Wir können ja 1:1 den Kraftstoff an Wassertankstellen durch eFuels ersetzen.

Was können wir Wassersportler dafür tun, dass uns dieser Antriebsstoff angeboten wird?
Wir müssen als Gesellschaft den Druck auf die Politik erhöhen, nicht nur einseitig auf den Elektroantrieb zu setzen, sondern technologieoffen zu denken. Das bedeutet konkret, die Regulierungen, beispielsweise die Kfz-Flottenrichtlinie und die Renewable Energy Directive II (RED II), anzupassen. Dafür ist viel Aufklärungsarbeit nötig, aber jede Unterstützung, jedes Gespräch mit Politikern von der Regional- bis zur Bundesebene, ist hilfreich.

Gibt es evtl. schon konkrete Planungen, wo eFuels (auch für Motorboote) erhältlich sein werden?
Wir gehen davon aus, dass eFuels in spätestens einem Jahr zumindest als Beimischung an Straßentankstellen verfügbar sind. Wenn die entsprechende Nachfrage da ist, könnte ich mir vorstellen, dass wir für den Einsatz in Motorbooten über einen ähnlichen Zeitraum sprechen.

Das komplette Interview finden Sie auf den Verbandsseiten in der aktuellen Ausgabe (8/2022) des MotorBoot Magazins.

Kampagne eFuel-Today
Die Kampagne eFuel-Today der Mittelständischen Energiewirtschaft Deutschland hat eine große Petition für E-Fuels gestartet. Ziel ist es, so viele Unterzeichner wie möglich zu gewinnen, die sich für den Einsatz synthetischer Kraftstoffe im Pkw-Bereich aussprechen. Die Petition findet auf der internationalen Plattform change.org mit über 468 Millionen aktiven Unterstützern statt. Weitere Informationen dazu finden Sie hier: https://efuel-today.com/petition/


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