10 Uhr: Hebel auf den Tisch. 12.45 Uhr: im Hafen festgemacht. Der Verbandstag des Deutschen Motoryachtverbandes war nicht nur schnell, sondern auch sicher gesteuert und gut vorbereitet. Kapitän Winfried Röcker (DMYV-Präsident) beschrieb treffend die gewählte Route, Navigator Gisbert König (1. Vizepräsident) hielt die Versammlung auf sicherem Kurs, und Zahlmeister Uwe Töben (Schatzmeister) zeigte sich als wahrer Meister der Zahlen, die zudem so erfreulich waren, dass selbst bei einer Vorschau auf das Jahr 2019 und ein sechsstelliges Minus der Etat für 2019 ohne Gegenstimme abgesegnet wurde.
Der Verbandstag des DMYV Anfang Mai in Berlin dürfte in der 112-jährigen Geschichte des Verbandes zu einem der kürzeren zählen. Das betrifft aber nur die reine Sitzungszeit im Hotel Maritim proArte. Vorausgegangen waren intensive und konstruktive Arbeitstagungen. Und dabei war die Verbandsratssitzung am Samstag nur ein Teil der Vorbereitung. Nur durch sehr gezielte und fachlich sondierte Wegepunkte kann ein ordentlicher Verbandstag alle Delegierten auf einem sicheren Kurs mitnehmen.
Mit an Bord waren als Gäste der Generalsekretär des Deutschen Segler-Verbandes (DSV), Dr. Germar Brockmeyer, Bernd Roeder vom Forum Wassersport und Ole Pietschke vom Versicherer Pantaenius. Als wegweisend erwies sich die Satzungsänderung und die damit einhergehende Strukturänderung vom Verband der Vereine auf einen Verband der Verbände. 2013 in Schweinfurt beschlossen und seit 2015 in Saarbrücken, 2017 in Leer und jetzt in Berlin umgesetzt, gehören überfrachtete Verbandstage der Vergangenheit an. Über die Landesverbände besteht der Kontakt zur Basis, und das soll in der Zukunft noch intensiviert werden. Auf den Verbandstagen des DMYV werden die Vereine seit 2015 durch die Delegierten der Landesverbände vertreten. Jugend, Jugend, und noch einmal Jugend sowie Umweltschutz, strategische Ausrichtung und die Gewinnung neuer Mitglieder sind Schwerpunkte der Verbandsarbeit in Gegenwart und Zukunft.
Die Ausbildungsstätten trügen zur Sicherheit auf den Wasserstraßen bei, durch die Präsenz auf den Messen sei der Verband sichtbar und greifbar. Durch den Rennboot-Simulator habe der DMYV nicht nur einen Hingucker und Werbeträger, sondern einen Magnet für Jugendliche an Bord. Durch die Selbstständigkeit im Führerscheinwesen und die Eigenständigkeit im Prüfungswesen habe der DMYV eine große Anzahl an Führerscheinen ausgegeben, und dank der Umstrukturierung des ADAC wurde der Rennbootsport komplett vom DMYV übernommen. „Dadurch ist der DMYV künftig für alle Rennboot-Veranstaltungen zuständig. Nur dank dieser Sporthoheit ist der DMYV Mitglied im DOSB“, so Winfried Röcker. 5000 Mitglieder in der Sportbootvereinigung, 625 Vereine im DMYV, die Ausdehnung der Präsenz auf den regionalen Messen in Leipzig, Magdeburg und Rostock, die dank der Unterstützung von Pantaenius möglich wird, sowie die Anerkennung des Qualitätssiegeln für Vereinshäfen (80 wurden bisher ausgezeichnet) seitens des Verkehrsministeriums sind nur einige Eckpfeiler der soliden Verbandsarbeit.
Dass die Lobbyarbeit in der Zusammenarbeit mit anderen Verbänden effektiv ist, zeigen das Forum Wassersport und jetzt das Forum Sportschifffahrt zusammen mit dem ADAC und dem Deutschen Segler-Verband (die „WasserSport“ berichtete in Ausgabe 8/18). Dennoch bleiben Dauerbrenner wie Nebenwasserstraßen und Umweltschutz bestehen. Winfried Röcker betonte, dass durch Ausspracheveranstaltungen die Bindung der Vereine und der Austausch verbessert wurden. „Im Bereich Marinas müssen wir uns der kommerziellen Konkurrenz stellen. Und im Bereich der Mitgliedschaft müssen wir uns fragen, ob Bürgen, Aufnahmegebühren und genereller Arbeitsdienst noch zeitgemäß sind“, hinterfragte der Präsident die bisherigen Gepflogenheiten bei der Gewinnung oder vielleicht Ablehnung von Mitgliedern.
Ganz oben auf der Agenda steht das Thema Jugend. Ein Förderverein besteht, zwei Arbeitskreise wurden gegründet, und mit Nadine Kössler wurde eine kompetente Vorsitzende der Motorbootjugend gefunden. Der WM-Titel für Jacob Simon und der WM-Vizetitel für das deutsche Team sind Zeichen der guten Jugendarbeit. „Kids in die Boote“ und Jugendfreizeiten sind vom Verband unterstützte Aktionen. Bei aller Konkurrenz aus dem Bereich Funsport und der Problematik durch den demografischen Wandel gibt es gute Ansätze.
2021, beim nächsten Verbandstag in Wiesbaden, sollen neue Strategien und Erfolge vorgelegt werden. Schatzmeister Uwe Töben konnte beeindruckende Zahlen vorlegen. Ein deutlicher Zuwachs der Einnahmen von 2016 auf 2018 machen umfangreiche Investitionen in Infrastruktur und ins Personalwesen möglich. „Es gibt zurzeit wirklich keinen Grund zur Beunruhigung“, so Töben, der natürlich darauf hinwies dass die Beleihung, das Führerscheinwesen, der Dukatenesel des Verbandes sei. Schwäbisch zurückhaltend setzte Töben die Einnahmen aus dem Führerscheinwesen mit rund 30 Prozent geringer an als 2018 und damit sogar knapp unter den Einnahmen von 2017. Mit diesem Wissen um die Liquidität des Verbandes verabschiedeten die Delegierten auch einen Haushaltsplan mit einer sechsstelligen Unterdeckung.
Text: Hermann Hell
1. Wahlen:
Vizepräsident: Gisbert König (Wiederwahl), Beisitzer Vereine: Frank Dettmering (Neuwahl), Beisitzer Leistungssport: Peter
Bardenheuer (Wiederwahl), Kassenprüfer: Jürgen Joras (Wiederwahl), Stellvertreter: Herbert Hofstätter (Neuwahl).
2. Ehrungen I – Verdienstnadel:
Gleich viermal vergab das DMYV-Präsidium die „Silberne Verdienstnadel“. Sie ging an:
Nadine Kössler (1. Vorsitzendeder Deutschen Motorbootjugend), Uwe Töben (2.Vizepräsident und Schatzmeister), Helmut von Veen (Präsidiumsmitglied für Raumordnung, Infrastruktur, Umwelt) und André Wester (Referat Führerscheinwesen).
Die „Goldene Ehrenadel mit Kranz“, die höchste Auszeichnung des DMYV, gab es für Benno Wiemeyer, Präsident des Landesverbandes Motorbootsport Niedersachsen, für seine herausragenden Verdienste um den Motorbootsport.
4. Ehrungen II – Ehrennadel:
Die „Goldene Ehrennadel mit Kranz“ erhielt Bernd Roeder, der zehn Jahre lang dem Forum Wassersport vorstand. Roeder war Moderator, Katalysator und Initiator für die Belange des Wassersports im Form Wassersport, dem zahlreiche Spitzenverbände wie DMYV, DSV, Kanuverband unter dem Dach des DOSB angehören. Röder, der im April dieses Jahres
diese Aufgaben an seine Nachfolgerin Lisa Carstensen übergab, hat wesentlich zur Akzeptanz des Wassersports auf Bundesebene beigetragen. Unter ihm gelang es, die vertrauensvolle Zusammenarbeit der Sportverbände und der Tourismusverbände aufzubauen.