In diesem Jahr konnte die Landesumweltbeauftragte aus Rheinland-Pfalz rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum gemeinsamen Umweltseminar der Landesverbände Rheinland-Pfalz und Hessen auf dem Clubschiff des MYC Bingen begrüßen.
Ein herzliches Willkommen galt auch den Referenten des Seminars Uwe Kern von der WSP-Station Koblenz, dem Vertreter der Pantaenius Versicherungen, Ole Pietschke, Dr. Jörg Schaffner vom Ingenieur-Büro Unger in Darmstadt sowie dem Ehrenpräsidenten des HELM, Michael Wagner.
Ebenso begrüßte Anne Hochreuther den Präsidenten des Landesverbandes RLP, Gisbert König und die Präsidentin des HELM, Christel Lenarz. Vom Präsidium des HELM waren auch der Vizepräsident Karl Heinz Menges, die Pressereferentin Gisela Menges und der Landesumweltbeauftragte Dr. Arno Grau anwesend. Als Vertreter des LVMRLP begrüßte die Landesumweltbeauftragte zudem den Vizepräsidenten und Fachschaftsreferenten für Rheinhessen, Werner Brandmüller, der gemeinsam mit den beiden Landesumweltbeauftragten das Seminar organisiert hatte.
Als besonderen Gast hieß die Landesumweltbeauftragte das ehemalige Präsidiumsmitglied des DMYV Dr. Johannes Schmidt willkommen, der sich in seiner aktiven Zeit in besonderem Maße um die Blaue Flagge verdient gemacht hatte.
Anne Hochreuther dankte dem gastgebenden Verein für die wiederholte Ausrichtung des Seminars. Der Vorsitzende des Clubs, Hubert Kirchner hieß die Gäste ebenfalls willkommen.
Der Präsident des LVMRLP, Gisbert König betonte in seinem Grußwort die gute Zusammenarbeit der beiden Landesverbände. Es folgte ein kurzer Bericht über die letzte Verbandsratssitzung in Hamburg und die laufende Umstrukturierung des DMYV, ein Prozess, der über mehrere Jahre gehe. Weitere Punkte des Grußwortes betrafen den anstehenden Verbandstag in Leer am 06. Mai 2017, den geänderten Kostenbeitrag für die Teilnahme an der Ausschreibung zur Blauen Flagge, das Wassertourismuskonzept und das von der EU verabschiedete Konzept Blaues Band, das die besondere Aufmerksamkeit der Landesverbände erfordere. Bezüglich der weiteren Befahrbarkeit der Lahn sei eine Einbindung der Landesverbände durch die Behörden unabdingbar.
In ihrem anschließenden Grußwort hob die Präsidentin des HELM Christel Lenarz das gemeinsame Handeln beider Landesverbände hinsichtlich des Projektes Living Lahn hervor. Sie freute sich auch, dass so viele Vereine beim gemeinsamen Seminar vertreten waren, zumal man sich Abschnitte der beiden Flüsse Rhein und Lahn gemeinsam „teile“. Die Präsidentin dankte den Referenten für ihr Kommen und den Gastgebern und den Organisatoren für die Arbeit.
Der Ehrenpräsident des HELM, Michael Wagner berichtete in seinem Referat über die Strukturreform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, zu deren Aufgabenbereich zunehmend Umweltthemen gehören. Die Strukturreform habe die Kompensation von Ressourcen und die Schaffung von Spielräumen für neue Aufgaben zum Ziel. Michael Wagner stellte die gesetzlichen Grundlagen dar und gab eine Übersicht über die Aufgaben der WSV z.B. Befahrbarkeit, Befahrensvorschriften, Erhaltung der Infrastruktur, Umwelt-/Naturschutz ...
Der Maßnahmenkatalog der Strukturreform beinhaltet die Anpassung der Behördenstruktur, die Auflösung der Wasser- und Schifffahrtsdirektionen sowie den Aufbau von Abteilungen z.B. Umwelt, Technik und Wassertourismus. Eine Aufgabe der Unterabteilung „Umwelt, Nebenwasserstraßen“ ist die Entwicklung eines Konzeptes für Nebenwasserstraßen und Wassertourismus u.a. mit Living Lahn und Blaues Band.
Im anschließenden Referat stellte Ole Pietschke (Pantaenius Versicherungen) die TOP 8 der Sportbootschäden vor, unterstützt durch beeindruckende Bilder und Videosequenzen. Allein in den letzten 10 Jahren fielen bei der Versicherungsgesellschaft 4,2 Millionen Euro für Bergungen und die Beseitigung von Gewässerverunreinigungen an. Zu den TOP 8 der Schäden zählen „Transportschäden zu Land und zu Wasser“, zu denen auch Schadensfälle beim Kranen von Sportbooten gehören, gefolgt von „Feuer und Explosion“. Häufig liegt die Brandursache bei defekten Heizlüftern. Oftmals kommt es hier zu kumulierten Schäden z.B. bei Nachbarbooten im Hafen oder im Winterlager. In der Regel führen solche Ereignisse zu Totalverlusten der Boote. Eine „Sondermüllentsorgung“ und eine Erdauskofferung sind die Folge solcher Brandereignisse.
Weitere Schadensfälle entstehen durch „Wassereinbruch/Sinken“, „technische Defekte/Maschinenschäden/Mastbrüche“ und durch „Einbruch/Diebstahl/ Vandalismus“. Bei 200 Bootsdiebstählen pro Jahr erreicht Pantaenius durch den Einsatz von sog. Yachtdetektiven eine Aufklärungsquote von 63%. Bei der Aufklärung der Diebstähle sind insbesondere Gravuren an Booten, Motoren und Ausstattungsgegenständen äußerst hilfreich. Den größten Teil der Schadensereignisse nehmen „Grundberührung/Strandung“ und das Schadensereignis Nummer 1 die „Kollision fester oder schwimmender Gegenstände“ ein.
Da entstehende Kosten (z.B. für Bergung, Entsorgung von Sondermüll, Beseitigung von Umweltschäden ...) in vielen Fällen durch die Haftpflichtversicherung nicht abgedeckt sind, ist allen Bootseignern eine Kaskoversicherung zur Vermeidung eigener Vermögensschäden dringend zu empfehlen.
Urbaner Überflutungsschutz bei Starkregen stand im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. Jörg Schaffner (Ingenieur-Büro Unger Darmstadt). Überschwemmungsereignisse durch Starkregen sind räumlich und zeitlich begrenzt, können nur begrenzt vorhergesagt werden und haben eine sehr kurze Vorwarnzeit. Ein hoher dynamischer Verlauf birgt Gefahren für Personen und Gebäude. Solche Ereignisse stellen ganz besondere Anforderungen an den Überflutungsschutz, insbesondere bei Kommunen, größeren Gewerbe- und Industriebetrieben und auch an die Versicherungen.
Spezialisierte Ingenieurbüros erstellen sog. Überflutungsnachweise bei Regenereignissen. Durch geeignete Lösungsansätze gilt es Probleme hinsichtlich der Gebäude- und Grundstücksentwässerung zu beheben. Beim Überflutungsnachweis wird das zurückzuhaltende Abflussvolumen auf dem Grundstück berechnet. Zur Standortanalyse und Bewertung von bestehenden oder geplanten Privat- und Gewerbeimmobilien in hochwassergefährdeten Gebieten besteht die Möglichkeit, einen Hochwasserpass erstellen zu lassen (Infos: www.hochwasser-pass.de). Mit dem Hochwasserpass können sich Hausbesitzer in ganz Deutschland ein Bild über ihr individuelles Überschwemmungs-Risiko machen. Mit einer Elementarversicherung können Überschwemmungsrisiken versichert werden. Doch nicht alle Häuser in Deutschland sind in gleicher Weise dem Überschwemmungsrisiko ausgesetzt. Um das Risiko für die jeweilige Region einschätzen zu können, haben die deutschen Versicherer ein Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen „ZÜRS Geo“ entwickelt.
Dieses Zonierungssystem mit 4 Gefährdungsklassen (GK 1 bis 4) bildet die Grundlage bei der Kalkulation des Versicherungsbeitrags der Elementarversicherung.
Statistisch tritt Hochwasser auf in
- GK 4 mind. 1 x in 10 Jahren
- GK 3 1 x in 10 bis 100 Jahren
- GK 2 1 x in 100 bis 200 Jahren
- GK 1 seltener als 1 x alle 200 Jahre
Quelle: www.gdv.de
Mit dem ZÜRS Geo-System können darüber hinaus auch Umweltrisiken eingeschätzt werden.
Das vierte Referat des Seminars hielt Uwe Kern von der Wasserschutzpolizei-Station Koblenz zum Thema „Toter Winkel“.
Bilder aus der Perspektive des Schiffsführers eines Binnenschiffs zeigten die Gefahren für vorausfahrende Sportboote auf. Sportboote sind in vielen Situationen aus dem Steuerstand eines Binnenschiffs kaum oder nicht erkennbar!
Bei einer Schiffslänge von ca. 130 Metern, ergibt sich vor dem Bug eines Berufsschiffes ein toter Bereich, der ca. 350 Meter lang ist. In diesem Bereich ist ein Sportboot für den Schiffsführer nicht sichtbar!
Für die Führer eines Sportbootes gilt als oberste Prämisse vorausschauendes, aufmerksames Fahren, Rücksichtnahme üben und Eigenarten (Geschwindigkeit, Strömungsverhältnisse am fahrenden Binnenschiff, Fließgeschwindigkeit des Gewässers) größerer Fahrzeuge im Blickwinkel haben. Zur Ausstattung eines Sportbootes sollte ein Fernglas gehören!
Anne Hochreuther stellte im Anschluss an die Referate die Inhalte bzw. Änderungen bei der Ausschreibung zur Blauen Flagge 2017 vor und forderte die Teilnehmer des Seminars zur Bewerbung auf.
Der Landesumweltbeauftragte des HELM, Dr. Arno Grau verwies in seinen Schlussworten auf die Lehr-DVD „Miteinander auf dem Wasser“, mit Situationsdarstellungen in, an und auf dem Wasser aus Sicht der Nutzer von Motorbooten, Ruderbooten und Kanus mit Blick auf die Berufsschifffahrt, die Angler, die Schwimmer und den Umweltschutz. Die Darstellungen sollen Wasserfreunden Denkanstöße geben, sich in die Lage der Anderen zu versetzen, um Verständnis und Rücksichtnahme zu fördern. Die DVD ist käuflich zu erwerben. Ein Video zum Probesehen findet sich unter www.i-g-ems.de
Bericht + Bilder: Anne Hochreuther